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Novihum news

Braunkohlenstaub lässt Wein wachsen

22 September 2019

Ein neuer Dünger fördert in der Lausitz das Pflanzenwachstum. Möglicherweise wird „Novihum“ perspektivisch in der Region hergestellt. Der Großräschener Weinbauer Andreas Wobar ist jedenfalls zufrieden mit der Mischung.

Was lässt sich mit Braunkohlenstaub anfangen? Verbrennen wäre eine Möglichkeit. Die Produktion hochwertiger Produkte eine andere. Beispielsweise der Pflanzendünger Novihum. Dieses vor bereits rund 20 Jahren an der Technischen Universität Dresden entwickelte Substrat besteht aus Braunkohlenstaub und aus Stickstoff. „Es handelt sich quasi um einen Dauerhumus“, erklärt Dr. Reinhard Sorge, einer der Dünger-Pioniere.

„Wir nutzen im Braunkohlenstaub dessen Gehalt an Huminstoffen. Diese gehen auf das Holz zurück, aus dem einst die Kohle entstand.“ Gemeinsam mit dem Stickstoff, einem elementaren Pflanzennährstoff, entstehe ein Dünger, der ideal für Mikroorganismen, also winzige Bodenlebewesen, ist. „Die Pflanzen wachsen besser an und werden anschließend im Erwachsenwerden unterstützt“, bringt Sorge den Wirkmechanismus auf den Punkt. Dabei werde der Dünger nicht direkt von den Gewächsen aufgenommen, sondern verbessere deren unmittelbares Bodenumfeld.

Dünger wird in ehemaligem Tagebau erprobt

Erprobt wird der neue Dünger unter anderem in der Bergbaufolgelandschaft bei Welzow sowie zwischen Großräschen und Senftenberg. Dort befand sich der Tagebau Meuro. Die Kohleförderung wurde dort Ende der 1990er-Jahre eingestellt. Seitdem erfolgt neben der Flutung des Restloches als Großräschener See auch die Rekultivierung der weitläufigen Kippenlandschaft.

Zwar nicht auf der Kippe, aber unmittelbar am Nordrand des einstigen Tagebaus, befindet sich der Großräschener Weinhang an den IBA-Terrassen. Dort wachsen seit rund sieben Jahren verschiedene Weinstöcke. Inzwischen sind es laut Winzer Dr. Andreas Wobar um die 5000. Genau 1150 von ihnen wurden im Jahr 2013 mittels des neuen Düngers Novihum in den Boden gebracht. „Alle mit diesem Substrat gepflanzten Reben gibt es heute noch“, resümiert Wobar zurückblickend. Darüber hinaus präsentierte sich in den ersten Jahren der Ertrag an Weintrauben höher als bei Gewächsen ohne Novihum. Inzwischen hätten sich die Zahlen im Großen und Ganzen angeglichen. „Die Wurzeln der Pflanzen wachsen aus dem Dünger heraus und erobern das umgebende Erdreich“, begründet Reinhard Sorge.

Novihum-Produktionsstandort in der Lausitz vorstellbar

Neben der TU Dresden war die Firma Novihum GmbH maßgeblich an der Etablierung des neuartigen Düngers beteiligt. Das Unternehmen hatte einst in der Lausitz seinen Sitz, ging aber im Zuge der Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt insolvent. Dr. Horst Ninnemann hat mit einem Partner die Firma aufgekauft und die Novihum Technologies GmbH gegründet. Das Unternehmen betreibt in Dortmund die bislang einzige Produktionsanlage für Novihum-Dünger. Pro Jahr werden 1000 Tonnen produziert, mittelfristig soll die Menge um das Zehnfache gesteigert werden. Horst Ninnemann kann sich perspektivisch sogar eine zweite Produktionsanlage in der Lausitz vorstellen. Aber das sei noch Zukunftsmusik. Ursprünglich sollte bereits in Brandenburg oder Sachsen ein entsprechendes Werk aufgebaut werden. „Aber es gab keinen einzigen geeigneten Standort. Daher sind wir ins Ruhrgebiet gezogen“, erklärt Ninnemann.

Novihum führt in Deutschland Nischendasein

Verkauft werde der Dünger insbesondere in die USA sowie nach Spanien. In Deutschland führt Novihum bislang ein Nischendasein. „Hierzulande sind die Wachstumsverhältnisse günstig“, erklärt Horst Ninnemann. Das könne sich durch den Klimawandel durchaus ändern. Zum Einsatz komme das Mittel vor allem auf extremen Standorten, beispielsweise auf dem Großräschener Weinhang mit seiner sonnig-heißen Südlage und dem mit bis zu 33 Prozent messenden Gefälle. In Übersee werde Novihum insbesondere beim Anbau von Obst- und Gemüsekulturen genutzt. Selbst Melonen würden von diesem Substrat profitieren.

Weintrauben-Ertrag in Großräschen höher

Der Großräschener Weinbauer Andreas Wobar ist jedenfalls mit dem Dünger zufrieden: „Es gab bei den neu gepflanzten Reben keinerlei Ausfälle, und anfangs lag der Ertrag an Weintrauben rund 15 bis 20 Prozent höher als im Durchschnitt. Ich kann also die neue Mischung aus Braunkohlenstaub und Stickstoff weiterempfehlen.“

Quelle

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